Soja, Linse, Kichererbse – vom Feld auf den Teller

Soja, Linse, Kichererbse – vom Feld auf den Teller

07/02/2025

Bereits zum 13. Mal veranstaltet das Institut fir Biologesch Landwirtschaft an Agrarökologie Luxemburg a.s.b.l. (IBLA) den Leguminosentag in Luxemburg. Der Einladung unter dem Motto: Soja, Linse, Kichererbse – vom Feld auf den Teller folgten 60 Gäste ins Lycée Technique Agricole nach Gilsdorf. ExpertInnen aus dem In- und Ausland teilen ihr Wissen in sieben Fachvorträgen und einer abschließenden Table Ronde. Im Mittelpunkt stehen dabei aktuelle Erkenntnisse und Praxisbeispiele rund um den Anbau, die Verarbeitung und die Vermarktung von Leguminosen für die Humanernährung. Neben dem IBLA-Team tragen Vortragende aus Frankreich, Luxemburg, Österreich und Deutschland zu einem informativen Programm zum Aufbau einer erfolgreichen Wertschöpfungskette bei.

Claude Felten, Präsidenten des IBLA, eröffnet die Veranstaltung mit einer Begrüßung der Teilnehmenden und Vortragenden. In seiner Ansprache hebt er das Ammoniak-Reduktionsziel bis 2030 hervor, wonach in Luxemburg die Ammoniak (NH3)-Emissionen um 22 % im Vergleich zu 2005 reduziert werden sollen, und betont die wichtige Rolle, die Leguminosen in diesem Zusammenhang spielen können. Durch ihre positive Wirkung auf Bodenfruchtbarkeit und Umwelt tragen sie nicht nur zur nachhaltigen Landwirtschaft bei, sondern sind auch eine zentrale Lösung für die Reduktion von Stickstoffemissionen. Da sie Luftstickstoff fixieren können, benötigen sie weniger Düngung, was zusätzlich zur Umweltfreundlichkeit beiträgt. Gleichzeitig sind sie eine wertvolle Proteinquelle in der Humanernährung und vielseitig einsetzbar.

Die Moderatorin Ségolène Charvet führt durch die Fachvorträge, die sich zunächst mit den agronomischen Aspekten des Leguminosenanbaus befassen. Dr. Maria Finckh von der Universität Kassel aus Deutschland erläutert das Phänomen der Leguminosenmüdigkeit – ein Problem, das beobachtet werden kann, wenn Leguminosen zu häufig auf derselben Fläche angebaut werden. Sie zeigt auf, wie agrarökologische Methoden helfen können, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und die Wechselwirkungen zwischen Pflanze und Boden zu optimieren.

Ergänzend dazu präsentiert der österreichische Agrarwissenschaftler Daniel Lehner aktuelle Forschungsergebnisse zu Linse, Trockenbohne und Kichererbse. Er schildert die besonderen Herausforderungen beim Anbau dieser Kulturen in Österreich und welche Strategien sich in der Praxis bewährt haben. Weitere Einblicke bietet Bastien Remurier, Berater bei Terres Innovia in Frankreich, der sich insbesondere mit Linsen und Kichererbsen, deren Eigenschaften und Herausforderungen befasst und wertvolle Erfahrungswerte aus der landwirtschaftlichen Beratung teilt.

Das IBLA präsentiert eigene aktuelle Forschungsarbeiten. Im Rahmen des EU-Projekts „LEGENDARY“ untersuchen die Wissenschaftler Daniel Lucas und Laura Leimbrock-Rosch gemeinsam mit Partnern aus 11 Ländern, wie der Gemengeanbau mit verschiedenen Leguminosen – unter Berücksichtigung der Ökosystemleistungen – die Pflanzenentwicklung, den Ertrag, den Boden und die Folgefrucht beeinflusst. In Luxemburg wurden 2024, in Zusammenarbeit mit dem LIST, im ersten Versuchsjahr Erbsen und Lupinen mit verschiedenen Mischkulturpartnern getestet. Erste Ergebnisse liefern bereits wertvolle Erkenntnisse über die Auswirkungen dieser Anbaumethode auf die genannten Faktoren.

Besonders im Mittelpunkt des 13. Leguminosentages steht die Etablierung von lückenlosen Wertschöpfungsketten für Leguminosen. Einblick in die Etablierung einer erfolgreichen regionalen Wertschöpfungskette für Kichererbsen in Brandenburg gibt Isabella Krause von der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg. Sie berichtet von ihren Erfahrungen beim Aufbau einer funktionierenden Kette für die Humanernährung und erläuterte die einzelnen Schritte: von der Saatgutbeschaffung über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung. Sie betonte, dass eine stabile Nachfrage seitens der Konsumierenden eine essenzielle Voraussetzung für den Erfolg solcher Projekte ist.

Ein luxemburgisches Beispiel für die Verarbeitung und den Vertrieb von Soja präsentiert Eric Herber von LuxSoy, dem ersten luxemburgischen Bio-Tofu-Produzenten. Er schildert den Werdegang von LuxSoy – von der ersten Idee über die Umsetzung bis hin zu den Herausforderungen und ersten Erfahrungen in der Praxis.

Auch das Projekt „Leguminosen-Wertschöpfungskette in Luxemburg“ vom IBLA verfolgt das Ziel, eine funktionierende Wertschöpfungskette für grobkörnige Leguminosen in der Humanernährung aufzubauen. Philip Barth und Mathieu Wolter geben einen Einblick in die ersten Erfahrungen sowie den aktuellen Stand des Leguminosenanbaus in Luxemburg. Sie präsentieren die ersten Erkenntnisse aus dem vergangenen Jahr und berichten über die Herausforderungen beim Anbau von Linsen, Kichererbsen und Fababohnen. Während die Linsen bereits geerntet werden konnten, müssen für eine erfolgreiche Ernte von Kichererbsen und Fababohnen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden. Die IBLA-Experten stellen die notwendigen Aufbereitungsschritte vor und zeigen das Potential zur Vermarktung und Verarbeitung in Luxemburg auf.

Den Abschluss des Tages bildet eine Table Ronde, moderiert vom Wertschöpfungsketten-Experten des IBLA, Philip Barth. Neben Isabella Krause und Eric Herber nehmen auch der Landwirt Markus Seeber aus der Pfalz sowie Steve Lentz, der im vergangenen Jahr in Singapur als bester veganer Koch ausgezeichnet wurde, an der Diskussion teil. Gemeinsam erörtern sie, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um eine funktionierende Wertschöpfungskette für Leguminosen zu etablieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Bedeutung der Verarbeitungsmöglichkeiten und der gesicherten Abnahme der Produkte.

Die Veranstaltung verdeutlicht, dass das Interesse an Leguminosen in Luxemburg wächst und bereits vielversprechende Ansätze existieren. Nun gilt es, die bestehenden Initiativen weiterzuentwickeln und die gesamte Kette – von der Produktion bis zum Konsum, vom Feld auf den Teller – nachhaltig zu stärken.

Über das IBLA:

Das Institut fir Biologesch Landwirtschaft an Agrarökologie Luxemburg a.s.b.l. ist das Kompetenzzentrum für biologische Landwirtschaft in Luxemburg.

Die Vision des IBLA ist ein zukunftsfähiges Agrar- und Ernährungssystem, das qualitativ hochwertige Lebensmittel bei gleichzeitigem Schutz der natürlichen Ressourcen produziert.