Das Weinland österreich und seine Charakterköpfe – so geht Bioweinbau in der Steiermark und im Burgenland

Das Weinland österreich und seine Charakterköpfe – so geht Bioweinbau in der Steiermark und im Burgenland

11/12/2019

Dass biologischer Weinbau auch in grossem Stil, sowie im steilen Alpenland Österreich funktioniert, davon überzeugten sich die Teilnehmer der diesjährigen Bioweinbau-Exkursion des Institut fir biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Lëtzebuerg a.s.b.l. (IBLA). 13 BiowinzerInnen aus der Grossregionen und solche die sich von Berufswegen für die Techniken des biologischen Weinbaus interessieren, bildeten genau die richtige Gruppengrösse um bei den verschiedenen Betriebsbesichtigungen voll auf ihre Kosten zu kommen. Um die abwechslungsreiche Weinbaustruktur besser kennenlernen zu können, standen mit der Steiermark und dem Burgenland gleich zwei Weinbaugebiete auf dem Programm, die unterschiedlicher kaum sein können.
Im Burgenland bestimmen sanfte Hügel und kontinentales, um genauer zu sein: pannonisches Klima den Weinbau. Rund um den Neusiedler See finden sich die wohl einflussreichsten Biobetriebe Österreichs, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Betriebskonzepte weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Mit Gols stand am ersten Tag ein Weinort auf dem Programm der besonders durch die Winzergemeinschaft Pannobilé bekannt wurde. Mitglied ist auch das Weingut Heinrich, welches über 100ha Weinberge biologisch bewirtschaftet, und als eines der Pionierweingüter der Region bezeichnet werden kann. Gernot Heinrich öffnete den Keller seines Betriebes und beschrieb seinen Umgang mit Maischegärung und unterschiedlichen Herangehensweisen in Sachen Gärgefäße und Oxidation. Bei Heike und Gernot Heinrich ist Naturwein kein Experiment mehr, sondern Realität. Gleich um die Ecke standen mit den Schwestern Susanne und Stefanie Renner gleich zwei weitere Pannobile Vertreterinnen Rede und Antwort. Die beiden Schwestern übernahmen den elterlichen Betrieb als Quereinsteigerinnen und erobern als die Rennersistas die Weinwelt mit ihrer authentischen Art und ihren glänzenden Ideen im Sturm. Nicht fehlen bei der Seeumrundung durfte das Weingut Meinklang, Werner und Angela Michlits gaben einen Einblick in ihr Reich und ihre Idee vom biologisch-dynamischen Herangehen an den Hof als Organismus. Hier wird aus dem Ideal und Konzept Wirklichkeit. Die Familie lebt vor was in den meisten biologisch-dynamischen Weinbaubetrieben immer ein Wunschtraum bleiben wird: wie das tierische Element wieder in den Betrieb zu integrieren ist. Der Betrieb wirtschaftet in einem von vornherein so gewünschten Gemischtbetrieb mit einer Angus-Herde und Mangalitzaschweinen und nicht nur das tierische Element ist wohl integriert. Auch die Arbeit mit biologisch-dynamischen Präparaten wird hier nicht im Vorbeigehen erledigt, sondern ist fester Bestandteil der Arbeit mit der Natur.
Auf dem Weg in die Steiermark durfte auch ein Besuch der Ökoregion Kaindorf nicht fehlen. In der Region haben sich Gemeinden, Bürger und Unternehmen zusammengeschlossen um den CO2 Anstoß ihrer Region drastisch zu reduzieren. Im Mittelpunkt stehen dabei der Boden und die Landwirtschaft. Hier werden die Potentiale des Bodens als Kohlenstoffsenke durch optimierte Kreislauf- und Kompostwirtschaft voll ausgenutzt. Die Region hat ihren eigenen regionalen CO2-Zertifikate-Handel etabliert. Dieses Konzept wird mittlerweile vielfach kopiert und exportiert. Gerald Dunst, als einer der Vordenker der Ökoregion, gab einen spannenden Einblick in sein Engagement in der Ökoregion. Kaum in der Steiermark angekommen, widmete sich die Gruppe wieder ihrem Herzens-Thema, dem Weinbau. Dr. Leonard Steinbauer sorgte für den nötigen Durchblick in Sachen Weinbaustruktur und Trends in der Region. Gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Hiden empfing er uns auf der Versuchsstation Heidegg und beide sorgten für bestes Ankommen in der Steiermark. Auch in Sachen Pilzwiderstandsfährige Rebsorten (PIWI) schilderten Sie uns die steierische Sicht auf die Dinge. Die Steiermark ist klimatisch gesehen eher eine feuchtere Region, die Reben werden häufig in Steiillagen kultiviert und die Landschaft ist sehr vielfältig. Weinberge wechseln sich mit landwirtschaftlichen Strukturen ab. In der Region gibt es viele aktive Bauernhöfe, Holunderanbau und Tierzucht. Als zweite Station erwartete uns Rainer Hack vom Weingut Warga-Hack. Die früh einsetzende Dunkelheit im November ließ uns leider nur erahnen welch toller Blick sich vom Weingut in das Sausal-Tal eröffnet. Rainer Hack zeigte uns dafür seine Weine und seine Art des Weinmachens. Mit Mut und einem guten Schuss Gelassenheit betritt er gemeinsam mit seiner Frau Jasmin Hack neue Wege ohne Vorher alle Abzweige und Kurven zu kennen. Um die „111 Weine aus Österreich, die man getrunken haben muss“ zu probieren muss man den Weg zu den Hacks in jedem Fall kennen! Weiter ging es in das Vulkanland zu Ploder-Rosenberg, hier arbeitet die Familie Ploder mit Piwi und Biodynamie Hand in Hand. Manuel Ploder führte durch seine Welt und gab den Anstoß zu Austausch und Interaktion. Ein Besuch beim Weingut Winkler-Hermaden auf Schloß Kapfenstein lockte tiefer ins Vulkanland. Die Familie Winkler-Hermaden lebt seit über 100 Jahren auf Schloss Kapfenstein und die vier Brüder der neuen Generation sind ebenfalls in den Betrieb eingestiegen. Christof Winkler-Hermaden gab uns einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten auf dem Gemischtbetrieb und machte keinen Hehl daraus, dass er als Mikrobiologe eine wissenschaftliche Herangehensweise an das Thema Wein und Weingeschmack hat. Auch in Sachen Produktinnovationen eröffneten sich ungeahnte Möglichkeiten. So wird auf dem Weingut Winkler-Hermaden sogar Soja Sauce aus Lupinen produziert. Schließlich ist es im Sinne der Kreislaufwirtschaft und ökonomischen Betriebsführung vorhandenen Tankraum nicht ungenutzt zu lassen! Beim Weingut Kögl welches von Tamara und Robert bewirtschaftet wird beeindruckte uns Robert Kögl, in seinem ersten Leben Elektrotechniker, nicht nur mit den Weinen und PetNats des Betriebes, sondern besonderen mit seiner „Ameise“, dem Prototyp eines selbstfahrenden Spritzroboters. Gemeinsam mit seinen Partnern entwickeln sie als greenhive innovative Lösungen für den Weinbau der Zukunft. Besonders beeindruckte uns die leichte und wendige Bauweise des Roboters. Nicht nur in Sachen Bodenschutz, sondern insbesondere in Sachen Arbeitsschutz in Steillagen muss hier der Fokus in Entwicklungen liegen. Während der ganzen Exkursion schienen besonders die individuellen Herangehensweisen der Menschen hinter den Weinen und Betrieben für die große Diversität der Winzerbetriebe Österreichs zu stehen. So bot auch die letzte Station auf unserer Exkursion einen weiteren unerwarteten Blickwinkel auf den Weinbau, das Weinland Österreich und seine Charakterköpfe.
Diese Exkursion wurde unterstützt vom Ministère de l’Agriculture, de la Viticulture et de la Protection des Consommateurs – Administration des Services Techniques de l’Agriculture im Rahmen des Aktionsplans biologische Landwirtschaft. Zur Inhaltlichen Planung trug Sabrina Dreisiebner-Lanz von Bio Ernte Steiermark maßgeblich bei.

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