Bioweinbau in Südtirol – steile Berge, mutige Winzer und ganz viel Leidenschaft
02/08/2017
IBLA Bioweinbau Exkursion ein voller Erfolg
Dass biologischer Weinbau auch unter extremen Bedingungen funktioniert, davon überzeugten sich die Teilnehmer der vom Institut fir biologëch Landwirtschaft an Agrarkultur Lëtzebuerg (IBLA) organisierten Exkursion nach Südtirol. Unterstützt von der PIWI International Gruppe Südtirol und dem Südtiroler Beratungsring konnte ein intensives und lehrreiches Programm zusammengestellt werden, das es möglich machte die Struktur dieses besonderen Weinanbaugebietes kennenzulernen.
Den Einstieg in die Exkursion gelang mit dem Betriebsbesuch beim Santerhof von Willi Gasser. Der für die Betriebe in Südtirol klassische Mix aus Obst- und Weinbau wird auf dem Santerhof alles andere als klassisch umgesetzt. Extensive Ansätze werden im Obst- und Weinbau integriert und der Betrieb setzt ausschließlich auf Pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Der seit 1991 umgestellte Betrieb, ist die nördlichste Kellerei Italiens und keltert aus Johanniter, Solaris und Co. hervorragende Cool-Climate Weine. Der zweite Tag der Exkursion starte mit einer Maschinenvorführung einer Unterstockbürste. Christian Foppa präsentierte sein Gerät im Praxiseinsatz. Die PacSum Bürste erzielte unter den gegebenen Bedingungen den gewünschten Erfolg bei geringer Stockbelastung. Es folgte eine kurze Verkostung auf dem Weingut CastelFeder. Spannenderweise hat Betriebsleiter Ivan Giovanett auch ein Riesling Projekt an der deutschen Mosel. Den Sorentberg in Reil an der Mosel wurde gemeinsam mit seinem Winzerkollegen Tobias Treis mit viel Einsatz wiederhergerichtet. Nahtlos folgte der Betriebsbesuch beim Flaggschiff des Südtiroler Bioweinbaus, beim Weingut Lageder. Jo Pfisterer führte durch den Keller und erläuterte die Philosophie des Betriebes und zeigte das eindrucksvolle Kellereigebäude, welches sich durch integrierte künstlerische Elemente abhebt. Beim Versuchszentrum Leimburg wurde darauffolgend die Weinbauversuche besichtigt. Florian Haas erläuterte detailreich die Hintergründe und stand den Teilnehmern Rede und Antwort. Auch die Kirschessigfliege, die in Südtirol schon deutlich früher als in Luxemburg für Schäden sorgte, kam zur Sprache. Danach ging es zum Kleinsteiner Hof zu Hanno Meyr, der Vorstand von PIWI International bewirtschaftet einen Familienbetrieb in extremer Steillage wie in Südtirol typisch in Querterrassierung. Der neue Geräteträger Vitrac konnte vor Ort genau unter die Lupe genommen und sogar ausprobiert werden. Die Mechanisierung der Querterrassierung hat im alpinen Südtirol eine beeindruckende Stufe erreicht die ihres gleichen sucht. Gerade wenn in diesen Steillagen mit klassischen Rebsorten biologisch gewirtschaftet wird, braucht es Menschen wie Hanno Meyr die mit vollem Einsatz hinter ihren Überzeugungen stehen und konsequent ihren Weg gehen. Am letzten Tag der Exkursion stand ein Besuch bei Thomas Niedermayr auf dem Hof Gandberg auf dem Programm. Sein Vater Rudolf Niedermayr bewirtschaftet den Hof seit Mitte der 1980er Jahre biologisch. Thomas führt diese Tradition konsequent fort. Der Biolandbetrieb setzt voll auf Pilzwiderstandsfähige Rebsorten und keltert daraus spannende Naturweine. Ganz nebenbei erläuterte der Betriebsleiter sein Vorgehen beim Rebschnitt, welches sich an den Methoden des sanften Rebschnittes orientiert. Bei einem Besuch in Südtirol darf natürlich auch ein Besuch in einer der zahlreichen Top-Genossenschaften der Region nicht fehlen. In der Cantina Tramin führte Kellermeister Willi Stürz durch den Betrieb. Seit 2007 werden bei den Selektionsweinen keine Herbizide mehr eingesetzt. Ein Teil der Flächen wird biologisch bzw. biologisch-dynamisch Bewirtschaftet. Simon Kompatscher vom Südtriroler Beratungsdienst begleitete diesen Exkursionspunkt und ergänzte mit weinbaulichem Hintergrundwissen. Der anschließende Betriebsbesuch bei Karoline & Patrick Uccelli auf dem Ansitz Dornach schloss die Exkursion gebührend ab. Beide setzten vor Ort eine auf Subsistenz basierende Betriebsausrichtung auf sympathische Art und Weise in die Tat um. Das Ergebnis sind authentische, handgemachte Weine und man darf gespannt sein wie sich der Betrieb in Zukunft weiterentwickeln wird!
Es bleiben die Eindrücke nach einem intensiven und lehrreichen Exkursionsprogramm. Fakt ist wer in Südtirol Bioweinbau betreiben möchte, braucht neben Leidenschaft und Mut auch eine gute Portion Gelassenheit.
Diese Exkursion wurde unterstützt vom Ministère de l’Agriculture, de la Viticulture et de la Protection des consommateurs – Administration des services techniques de l’agriculture im Rahmen des Aktionsplans biologische Landwirtschaft.
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