11. Leguminosentag in Luxemburg – Globalen Herausforderungen begegnen – Ernährung von Mensch und Tier weiterdenken

11. Leguminosentag in Luxemburg – Globalen Herausforderungen begegnen – Ernährung von Mensch und Tier weiterdenken

25/11/2022

Heute findet unter dem Titel „Lupine, Linse & Co.: Alternative Eiweißquellen für Mensch und Tier in Luxemburg?“ zum 11. Mal in Folge der Luxemburger Leguminosentag an der Ackerbauschule in Gilsdorf statt. Veranstaltet wird der Leguminosentag vom Institut fir Biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Luxemburg als Hybridveranstaltung, d.h. die Teilnehmenden können sowohl vor Ort live dabei sein.

Leguminosen sind eiweißreiche Pflanzen wie Erbsen, Bohnen und Linsen. Ein Hauptbaustein unserer Nahrung ist Eiweiß auch Protein genannt. Proteine nehmen wir hauptsächlich über Fleisch und Milchprodukte zu uns. Die Luxemburger und Luxemburgerinnen essen durchschnittlich 93 kg Fleisch pro Jahr, gesund wären 23 kg. In Luxemburg werden Milchkühe und Rinder gehalten um die Bevölkerung mit zu versorgen. Dabei benötigen Milchkühe eine proteinreiche Ernährung, um möglichst viel Milch mit einem hohen Eiweißgehalt zu produzieren. In der Rinderfütterung dienen die Proteine, ähnlich wie beim Menschen, dem Musekelaufbau und erhöhen dadurch die Fleischproduktion. Im Tierfutter wird vor allem Soja verwendet, welches zum großen Teil importiert wird. Stéphanie Zimmer, die Direktorin des IBLA stellt fest: „USA, Brasilien und Argentinien sind die Hauptsojalieferanten. Pro Jahr werden knapp 28.000 Tonnen nach Luxemburg eingeführt. D.h. jeden Luxemburger und jede Luxemburgerin verbraucht durchschnittlich eine Fläche in der Größe eines Tennisfeldes für den Anbau von Soja in Übersee für das Steak auf dem Teller und die Milch im Glas“. Vor dem Hintergrund der aktuellen Klima- und Energiekrise sowie den Auswirkungen der Coronaepidemie verteuern sich die Sojaimporte. Das wirkt sich auch auf die Verbraucherpreise aus. Von den negativen sozialen und ökologischen Effekten weltweit ganz zu schweigen. In Brasilien werden aktuell über 37 Millionen Hektar Land für den Anbau von Sojabohnen genutzt, Tendenz steigend. Dies geht vor allem auf Kosten des artenreichen Regenwaldes und des Amazonasbeckens. Der Verlust des brasilianischen Regenwalds als einem der weltweit größten CO2-Speicher wirkt sich direkt auf den drohenden Klimawandel aus. Es ist also höchste Zeit zum Umdenken.

Lupine, Linse und Co. – die Multitalente von Nebenan 

Das Institut fir Biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Luxemburg macht sich schon seit Jahren für den heimischen Sojaanbau stark. Doch es gibt noch mehr Pflanzen die sich durch einen hohen Proteingehalt auszeichnen. Beim 11. Leguminosentag sind acht Referentinnen und Referenten eingeladen um aus Forschung und Praxis zum Thema alternative Proteinquellen für Mensch und Tier zu berichten. Es wird um Soja gehen, aber auch um Lupine, Linse, Bohne und Co.

Viele Leguminosen eignen sich nicht nur für die Fütterung von Tieren sondern erweitern auch unseren Speiseplan. Linsen in allen Farben, Kichererbsen in Form von Hummus und Soja in Form von Tofu in vielen Varianten sind für viele im Alltag angekommen. Doch sie bringen uns nicht nur neue Geschmackserlebnisse, sondern sie ermöglichen es den Landwirtinnen und Landwirten ihre Produktion vielschichtiger zu gestalten und machen diese so widerstandsfähiger und unabhängiger. Die hohen Preise für Dünger und Treibstoff, sowie deren schwankende Verfügbarkeit aufgrund globaler Konflikte und Wetterereignisse sind eine Herausforderung für die Betriebe. Jedes gesparte Kilogramm Dünger und jeder Liter Diesel der nicht gekauft werden muss, bedeutet ein Stück mehr Freiheit. Hierbei können Hülsenfrüchte einen wichtigen Beitrag leisten, da sie die Fähigkeit besitzen Stickstoff aus der Luft pflanzenverfügbar zu machen.  In Bezug auf die Änderungen des Klimas können Körnerleguminosen punkten. So zeichnet sich die Linse durch ihre Resistenz gegen Trockenheit aus. Die Landwirtinnen und Landwirte können zudem neue Einkommensquellen erschließen und neue Wege gehen. So können die weniger bekannten Lupinen nicht nur zur Fütterung und als Grundlage für Tofu- und Tempehprodukte genutzt werden, sondern sie können auch zu Lupinenkaffee weiterverarbeitet werden. Dieses Kaffeeersatzprodukt wird bereits seit dem 19.  Jahrhundert in Südtirol unter der Bezeichnung „Altreier Kaffee“ produziert. Aufgrund seines besonderen Aromas und guten Bekömmlichkeit wird er vor allem von Konsumenten geschätzt, die sensibel auf Koffein reagieren.

Insekten zur Fütterung nutzen

Alte Denkmuster überwinden und über den Tellerrand schauen: Neue Quellen für die Eiweiß-Versorgung von Tieren finden sich nicht nur im Pflanzenreich. Auch Insekten können eine weitere Möglichkeit bieten, um die Landwirtschaft frei zu machen von Importen aus Übersee. Zudem können Insekten mit einem geringen Energie- und Rohstoffaufwand und auf kleiner Fläche produziert werden. Speziell in der Geflügelernährung stellt die Fütterung mit Insekten auch eine Annäherung an die natürliche Nahrungsgrundlage der Tiere da.

IBLA – das Kompetenzzentrum für biologische Landwirtschaft

Das Institut fir Biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Luxemburg a.s.b.l. ist das Kompetenzzentrum für biologische Landwirtschaft in Luxemburg und stärkt Landwirtinnen und Landwirte bei der Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Methoden in Luxemburg. Die Mission des IBLAs ist die Verbesserung und Unterstützung der Landwirtschaft durch Forschung, Beratung und Wissenstransfer hin zu einer leistungsfähigen und resilienten Landwirtschaft.