Körnerleguminosen live – von Theorie bis Ackerboden

Körnerleguminosen live – von Theorie bis Ackerboden

02/07/2025

Die Branche traf sich auf dem Biobetrieb „Um Knapphaff“ der Familie Rossler-Schank in Eselborn, wo sich die Versuchsflächen des Projekts OrganicYieldsUp befinden. Der Betrieb fungiert als Leuchtturmbetrieb innerhalb des Projekts, das ein europaweites Netzwerk von Versuchs-, Experimentier- und Demonstrationsstandorten in elf Regionen und Ländern aufbaut. Diese Standorte repräsentieren ein breites Spektrum an bodenklimatischen und strukturellen Bedingungen. Ziel ist es, Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft und Praxis zusammenzubringen, um gemeinsam Strategien zur ökologischen Ertragsoptimierung zu entwickeln. Hierbei sind vor allem die langjährigen Erfahrungen und der Austausch der LandwirtInnen, sowie Synergien mit allen AkteurInnen aus dem landwirtschaftlichen Sektor untereinander von großer Bedeutung.

Vor Ort erhielten die Besucherinnen und Besucher Einblick in die Versuchsparzellen der Körnerleguminosen-Sortenprüfung. Körnerleguminosen sind eiweißreiche Hülsenfrüchte wie Erbse, Ackerbohne oder Lupine, die in der Landwirtschaft nicht nur als wertvolle Futter- und Nahrungsmittel dienen, sondern auch durch ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung die Bodenfruchtbarkeit verbessern und den Einsatz von Mineraldünger reduzieren. Die Durchführung der biologischen Sortenprüfung bietet den Betrieben die Möglichkeit Erbsen- und Lupinensorten auszuwählen, die in puncto Ertrag, Proteingehalt, Gesundheit, Beikrautunterdrückung und Standfestigkeit überzeugen. Aktuell rücken mit Linse und Kichererbse zwei neue Kulturen in den Fokus, deren Einführung neue Potenziale für die Ernährungssouveränität und Anbaudiversifizierung bergen. Für den erfolgreichen Anbau wurden in den letzten zwei Jahren bereits wertvolle Erkenntnisse gewonnen, jedoch braucht es noch weitere Anbauerfahrungen, um diese Kulturen langfristig zu etablieren.

Ein weiterer Aspekt des Leguminosenanbaus wird ebenfalls thematisiert: die sogenannte Leguminosenmüdigkeit. Diese Nachbaukrankheit, die bei einem zu häufigen Anbau von Hülsenfrüchten auftreten kann, kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen und stellt ein mögliches Hemmnis für die Ausweitung des Körnerleguminosenanbaus in Europa dar. Über Anbaupausen können die Landwirtinnen und Landwirte dieser Krankheit vorbeugen.  Im Rahmen des GreenERAHub-Projekts LeFaSus werden die biotischen und abiotischen Ursachen sowie deren Wechselwirkungen systematisch untersucht.

Im zweiten Anbaujahr des EU-Projekts LEGENDARY zeigt sich in Luxemburg, wie die Lupine in Mischkultur zu einer zukunftsfähigen und klimaresilienten Landwirtschaft beitragen kann. Auf den Versuchsfeldern werden zwei verschiedene Lupinensorten im Reinanbau sowie Mischungen mit Hafer, Weizen und Klee vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, den Beitrag von Leguminosen zu Erträgen, Bodenfruchtbarkeit und Nützlingsförderung zu messen und Landwirtinnen und Landwirte bei der Auswahl geeigneter Arten und Anbausysteme zu unterstützen. Erste Ergebnisse zeigen: Lupinen liefern auch unter schwierigen Bedingungen stabile Erträge – besonders in Kombination mit Hafer. Mischungen mit Klee schneiden bislang weniger gut ab. Wie gut die Lupine mit Trockenstress zurechtkommt, wird weiter untersucht. Das Jahr 2025 bringt zudem besonders viele Blattläuse mit sich. Das ermöglicht eine fundierte Bewertung der Sortenanfälligkeit, der Rolle natürlicher Gegenspieler und der Wirkung von Mischkulturen auf diesen Schädling.

Viele Körnerleguminosen sind besonders gut geeignet für den direkten menschlichen Verzehr, darunter z.B. die am Standort angebauten Linsen und Kichererbsen. Im Projekt Leguminosen-Wertschöpfungskette (LeguWSK) geht es darum, biologischen und konventionellen Landwirtinnen und Landwirten beim Anbau dieser für Luxemburg „neuen“ Kulturen zu begleiten, von der Sortenauswahl bis zur Vermarktung.

Die Feldbegehung zeigte eindrucksvoll, wie praxisnahe Forschung und europäische Zusammenarbeit dazu beitragen können, den Anbau von Körnerleguminosen in Luxemburg zukunftsfähig, wirtschaftlich und nachhaltig zu gestalten.

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